
MUT ZUM LEBEN
Neugierig auf mein Buch?
Um dir einen kleinen Einblick zu geben, habe ich eine Leseprobe für dich vorbereitet. Tauche ein in spannende und hilfreiche Einsichten zum Gehirn und erfahre, wie wir mit schwierigen Situationen besser umgehen können – sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus persönlicher Sicht. Viel Spaß beim Lesen!
AB 2. OKT WIEDER BESTELLBAR!
Einleitung - Die große Frage
Hast du dich jemals gefragt, warum manche Menschen fähig sind, ihre Träume zu leben, während andere scheitern? An was liegt es, dass gewisse Leute ihren Weg gehen, trotz widrigster Umstände, während andere sich verirren? Diese Frage beschäftigt mich sehr. In den letzten Jahren habe ich selbst etwas erlebt, das mir geholfen hat, besser zu verstehen, warum das so ist.
Im vorliegenden Buch habe ich versucht, die Kernidee auf einfache und verständliche Weise zusammenzufassen. Du erfährst aus neurowissenschaftlicher Sicht, warum unser Gehirn nicht immer das tut, was wir wollen, und was du dagegen unternehmen kannst. Du wirst erfahren, warum ich den Tiefpunkt meines Lebens erreichen musste, um zu verstehen, was wirklich zählt. Du wirst sehen, dass Wissen allein nicht reicht, um ein Leben zu meistern oder um Erfolg zu haben. Du wirst lernen, wie du mit schwierigen Situationen umgehen und einen konstruktiven Umgang mit deinen Emotionen entwickeln kannst.
Dabei geht es nicht darum, 'stark' oder immer 'positiv' zu sein. Vielmehr geht es um die Entwicklung eines konstruktiven Mindsets. Es geht darum, neugierig zu bleiben und Vertrauen zu entwickeln, auch wenn es einmal schwierig wird. Es geht darum zu verstehen, dass die Kunst des Lebens nicht in unseren Genen, sondern in unserem 'Üben' liegt. Ich glaube fest daran, dass sich das große Geheimnis in kleinen Schritten verbirgt.
'Mut zum Leben' soll dich nicht nur zum Träumen, sondern auch zum Handeln inspirieren. Mit praktischen Tipps und konkreten Ideen. Es ist meine persönliche Einladung, dich auf eine spannende und vielleicht auch herausfordernde Reise zu begeben. Habe Mut und getraue dich zu leben!
Ich wünsche dir dabei alles Liebe und viele schöne Erkenntnisse.
Go easy, but go!
Martin
TEIL I - DEIN GEHIRN
1. Wissen ist überbewertet
Im Jahr 2012 habe ich meinen Doktortitel in Neurowissenschaften erlangt. In den vier Jahren davor habe ich das Gehirn und seine Anatomie untersucht. Ich versuchte, die neurobiologischen Mechanismen von Emotionen und Stress zu verstehen. Ich wollte wissen, wie Stress und Emotionen, wie zum Beispiel Angst, unser Lernen, unser Verhalten und unsere soziale Interaktion beeinflussen. Ich habe unzählige Bücher und Forschungsartikel zu diesem Thema gelesen. Ich habe selbst Experimente durchgeführt und Computermodelle jener Gehirnschaltkreise entwickelt, die an der emotionalen Verarbeitung beteiligt sind, um besser zu verstehen, was da oben in unserem Geist passiert. Ich kann durchaus sagen, dass ich viel über das Gehirn und Emotionen weiß. Ich wurde zu einem kompetenten Forscher auf diesem Gebiet.
Im Jahr 2013, ein Jahr nach Abschluss meines Doktorats, traf mich die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs. In diesem lebensverändernden Moment habe ich eine wichtige Lektion gelernt: All das akademische Wissen war völlig nutzlos.
Ich wusste genau, was in meinem Gehirn vor sich ging, als mich diese schockierende Nachricht traf. Ich wusste, wie meine Amygdala, das Angstzentrum im subkortikalen Teil unseres Gehirns, verrückt spielte und eine komplexe neurohormonelle Kettenreaktion auslöste. Ich wusste, dass mein Körper mit Adrenalin und Cortisol überschwemmt war, was meinen Herzschlag erhöhte und meine Schweißdrüsen anregte. Ich wusste das alles, aber es half mir nicht, um mit der Situation umgehen zu können.
In diesem Moment hatte ich eine große Erkenntnis. Es gibt einen riesigen Unterschied zwischen Wissen und etwas mit diesem Wissen anfangen zu können. Du kannst einen Doktortitel zu einem Thema wie Emotionen haben und trotzdem emotional überwältigt sein. Nur weil du etwas weißt, heißt das nicht, dass du dein Wissen im wirklichen Leben anwenden kannst.
Versteh mich nicht falsch. Wissen und Bildung sind sehr wichtig. Ich liebe es, Forschung zu betreiben. Ich liebe es, Bücher zu lesen und Neues zu lernen. Und ich bin fest davon überzeugt, dass mehr Wissen und Bildung helfen werden, die Welt zu verbessern. Wissen kann also nützlich sein, aber nur, wenn wir es auch anwenden.
Schau dir dein eigenes Leben an. Du weißt wahrscheinlich, was du verändern möchtest. Du weißt, was du tun solltest, um diese Veränderung herbeizuführen. Du brauchst niemanden, der dir das sagt. Es gibt Situationen im Leben, in denen es nützlich ist, eine externe Sichtweise zu haben, aber die meiste Zeit wissen wir eigentlich, was zu tun wäre. Wir wissen, dass wir nach offenen Stellen suchen müssen, wenn wir unseren Job wechseln wollen. Wir wissen, dass wir uns bewerben sollten, und ein bisschen Mut brauchen für das Vorstellungsgespräch. Wir wissen, dass wir weniger essen und uns mehr bewegen sollten, wenn wir Gewicht verlieren wollen. Dafür brauchst du keinen PhD. Wir wissen, dass es gut wäre, weniger zu rauchen und weniger Alkohol zu trinken. Und trotzdem fällt es uns schwer.
Doch warum eigentlich? Die Antwort auf diese Frage ist einfach.
Handeln erfordert mehr Energie & Mut als Denken.
Es ist viel einfacher, übers Joggen zu sinnieren, als tatsächlich zu laufen. Es ist viel einfacher, sich vorzustellen, wie man die Karriereleiter erklimmt, als für eine schwere Prüfung zu lernen. Es ist einfacher, ein YouTube-Video über das Fasten anzuschauen, als zu fasten. Es ist bequemer, ein Buch über Persönlichkeitsentwicklung zu lesen, als in die Therapie zu gehen.
Handeln erfordert nicht nur mehr Energie, sondern ist auch emotional anspruchsvoller. Sich für einen neuen Job zu bewerben, ist nicht nur eine Anstrengung, sondern auch ein Risiko. ‚Was ist, wenn sie mich ablehnen? Werde ich dann verletzt sein?‘ Auf das Dessert zu verzichten, ist nicht nur eine Frage der Disziplin, sondern beinhaltet auch das Gefühl etwas zu verpassen. Einen Fehler einzugestehen, ist nicht nur schwierig (obwohl wir wissen, dass es das Richtige ist), sondern vor allem unangenehm.
Was wir uns bewusst machen müssen, ist, dass es eine neurologische Erklärung für dieses Dilemma zwischen Wissen und Handeln gibt. Unser Gehirn kann mit einer Regierungskoalition verglichen werden, in der viele verschiedene Parteien vertreten sind. Einige dieser Parteien sind weise und wissen, was zu tun wäre. Diese 'Planungs-Parteien' sitzen in deinem präfrontalen Kortex und sind an der Planung und am rationalen Denken beteiligt. Und dann gibt es Parteien, die nicht so weise und vorrausschauend sind. Diese Parteien sitzen in subkortikalen Teilen unseres Gehirns und sind viel älter als die präfrontalen Planungs-Parteien. Wir nennen diese Partei den ‘Monkey Mind’ und dieser kümmert sich einen Dreck um strategische Pläne. Unser Monkey Mind konzentriert sich nur auf zwei Dinge: sofortige Befriedigung und Schmerzvermeidung. Jetzt Schokoladen-Brownie, später Herzinfarkt. Jetzt Komfortzonen-Job, später Midlife-Crisis. Jetzt noch ein YouTube Video schauen, Stress für die Deadline später.
Dieser Monkey Mind ist ein prähistorisches Überbleibsel in unserem Gehirn. Dies ist metaphorisch gemeint. Tatsächlich ist es schwierig, eine konkrete Gehirn-Struktur zu identifizieren, die wir als Monkey Mind eingrenzen könnten. Vielmehr handelt es sich dabei um ein diffuses Netzwerk von bewussten und unbewussten Mechanismen, die unser Denken und Handeln sabotieren.
Das Hauptziel unseres Monkey Mind ist es, unseren Energieverbrauch zu optimieren und sicherzustellen, dass wir Gefahren ausweichen. Der Monkey Mind liebt alles, was sofort Energie gibt (Schokoladen-Brownie) und meidet alles, was Energie benötigt (Joggen gehen). Früher waren diese Mechanismen überlebenswichtig. Damals gab es keine Schokoladen-Brownies, dafür viele wilde Tiere. Unsere Vorfahren mussten um jede Kalorie kämpfen und gleichzeitig verhindern, dass sie selbst zu Kalorien für andere wurden.
Heute ist die Situation eine andere. Jeder Supermarkt hortet mehr Kalorien, als wir jemals verdauen könnten. Und wir werden nicht mehr von Säbelzahntigern gejagt, während wir unsere Körbe füllen. Heutzutage sterben mehr Menschen an den Folgen von Überernährung als an Unterernährung. Ja, die äußeren Umstände haben sich dramatisch verändert, aber unser Gehirn ist mehr oder weniger immer noch gleich gebaut wie bei unseren prähistorischen Vorfahren. Und wir haben immer noch die gleichen Parteien in unserem Kopf, welche sich in ständiger Debatte befinden: Die weise Planungs-Partei im präfrontalen Kortex und die nicht so weise Monkey Mind Opposition in den subkortikalen Strukturen. Dir bewusst zu werden, dass du verschiedene Parteien mit verschiedenen Interessen in deinem Kopf hast, kann dir im Alltag helfen. (Natürlich ist das Gehirn viel komplexer und kann nicht auf zwei Parteien reduziert werden. Du musst mein Beispiel eher symbolisch als wissenschaftlich verstehen.) Das nächste Mal, wenn du dich dabei ertappst, etwas zu tun, dass du eigentlich nicht tun willst, kannst du dich fragen, welche Partei gerade am Rednerpult steht.
Du kannst dieses Wissen anwenden und probieren, bewusst deine Handlungen zu ändern. Dabei kann es dir helfen, wenn du dir Folgendes in Erinnerung rufst:
Handeln erfordert zwar mehr Energie, es gibt dir aber auch Energie.
Sobald du dich bewegst, fühlt es sich viel besser an als nur darüber nachzudenken, wie du dich bewegen könntest. Zu langes Nachdenken kann hier hinderlich sein, weil dein Monkey Mind immer lauter wird. Schlußendlich tust du es nicht und fühlst dich auch noch schlecht dabei.
Denke nicht zu lange darüber nach, sondern transformiere dein Denken oder deine Ideen in eine kleine Tat. Sobald du anfängst, Etwas zu tun, wirst du lernen, was funktioniert, und was nicht. Du wirst feststellen, dass angewandtes Wissen viel mehr Spaß macht als etwas nur zu wissen.
Wie? In den folgenden 25 Kapiteln teile ich mit dir verschiedene Ansätze und Einsichten, die dich hoffentlich nicht nur inspirieren, sondern auch dazu ermutigen, etwas Neues auszuprobieren. Dabei geht es nicht darum, der oder die Beste zu werden oder große Taten zu vollbringen. Es geht vielmehr darum, nicht nur zu wissen, was zu tun wäre, sondern das Beste daraus zu machen.